Brott och Straff
Director: Oliver Frljić
Stage Design: Igor Pauška
Lighting Design: Jörg Schuchardt
Costume Design: Zdravka Ivandija Kirigin
Music: Daniel Regenberg
Wig and Mask: Moa Hedberg and Thea Holmberg Kristensen
Assistant Director: Anna-Lo Fjellström
Brott och Straff at Dramaten Stockholm:
Perhaps Europe’s most talked about and provocative director, Oliver Frljić, stages one of the most important novels in modern literary history.
The student Raskolnikov decides to rob and kill a hated pawnbroker. Partly to create financial freedom for oneself, but also to save the world from an evil person. However, once he has carried out his crime, he breaks down, begins to doubt his previous reasoning and suffers from guilt and paranoia.
Fyodor Dostoyevsky’s psychological novel was published in 1866, and since then has never ceased to fascinate. Now the audience is thrown into Raskolnikov’s fevered mind world, in an adaptation that is also inspired by Dostoevsky’s diary.
It is about right and wrong, about whether violence can be justified, about the impact of economic factors on us humans and about the contemporary paradoxical message about the value of human life.
Press:
Expressen: “It’s a red-hot iron spike in the ass of time”
“Gustav Lindh’s phenomenal Raskolnikov sets the tone right away with his gaunt figure, pale face and hysterical energy – like a red-hot iron spike in the ass of time.”
“The director, the Bosnian-Croatian Oliver Frljić , who created political theater scandals in both Croatia and Poland, attacks Fyodor Dostoyevsky’s novel as if he first threw it on the fire and then saved the sooty pages and sorted them to his liking. Together with scenographer Igor Pauška and lighting designer Jörg Schuchardt , Frljić has created a dark and claustrophobic mosaic of tableaus, small evil fairy tales in a dark St. Petersburg. Heavy gigantic furniture, clearly defined light and a play style slightly stylized but still filled with saturated presence. Never has a premiere audience been so attentively concentrated, as completely bewitched by this black diamond.”
“The murder of the pawnbroker ends the first act, before that the focus is on the people around Raskolnikov, not the murder. The ensemble is divinely good, as if Frljić made them lift their hair. Gunnel Fred’s crazy widow Marmeladova whose drunken husband left everything in the morass, Danilo Bejarano’s bigoted fiance Luzjin as Raskolnikov’s sister, Nina Dahn’s record-breaking Dunja will marry for the money, Kristina Törnqvist pregnant as Raskolnikov’s mother and several others.
Magnus Roosmann’s portrayal of the ambiguous landowner Svidrigajlov who wronged Dunja, a repentant viveur who remarries a 16-year-old, is a master class . Electra Hallman’s Sonja, who is forced to walk the streets; her skirt’s sewn-on red flowers are brutally torn off one by one, and then walks tough in long trousers – a far cry from the holy foolish whore.
The net is tightened around Raskolnikov by Andreas Grötzinger’s investigating judge, who gets to sing Pushkin’s “To Siberia”. Dostoyevsky’s ending where Raskolnikov humbly kisses the Russian Mother Earth is usually surgically removed. Raskolnikov is instead sentenced to serve life in the contradictions of modernity, like a Hamlet, a Peer Gynt.
This is how Oliver Frljić’s “Crime and Punishment” becomes an act of resistance.”
SVT Nyheter:
“It is dark on Dramaten’s big stage. Pitch black. A few figures emerge from the darkness, illuminated obliquely from above so that they have razor-sharp outlines. It is Dostoevsky’s classic characters who once again step out of their novel selves to reflect themselves in a new time and context.”
Dagens Nyheter:
“The drama’s “Crime and Punishment” is hypnotizingly visual and refuses simplification”
“After an election campaign where crime and punishment were discussed in black and white, it is a relief to see the polyphonic, complex stage version of Dostoevsky’s novel. At Dramaten we are forced to think for ourselves.”
“Gustav Lindh, above all known from television and film, makes his Drama debut with an unpleasantly charming, emotionally acrobatic Raskolnikov. He ingeniously layers several layers of the role on top of each other, jumps between expressions as vitally as from high table edges.”
SVD
Director Oliver Frljić, with a Bosnian-Croat background, has created a universe at Dramaten. European performing arts of the best kind.
Fabian oder der Gang vor die Hunde
Director: Viktor Bodó
Stage Design: Juli Balázs
Lighting Design: Jörg Schuchardt
Costume Design: Fruszina Nagy
Music: Gábor Keresztes
Fabian oder der Gang vor die Hunde am Schauspiel Stuttgart
Berlin zur Zeit der Weimarer Republik: Am Vorabend der nationalsozialistischen Machtübernahme betäubt sich eine Gesellschaft, die unter den Folgen der Weltwirtschaftskrise leidet, in rauschhaften Nächten und amüsiert sich dabei fast zu Tode. Die Bordelle, Künstlerateliers und obskuren Amüsierbetriebe der Stadt erkundet der arbeitslose, zweiunddreißigjährige Dr. Jakob Fabian als distanzierter Beobachter.
Auf seinen Streifzügen durch das Berliner Nachtleben erlebt Fabian eine enttäuschte Liebe und den Freitod seines Freundes Labude, außerdem wird er Zeuge des Kampfes zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten. Eine Anstellung bei einer rechtsnationalen Zeitung lehnt er aus moralischen Gründen ab.
Dennoch fragt er sich, warum er angesichts der politischen Verhältnisse nur ein Zuschauer bleibt und nicht selbst „ein Akteur im Welttheater“ wird. „Ich kann vieles und will nichts. Wozu soll ich vorwärts kommen? Wofür und wogegen? Nehmen wir wirklich einmal an, ich sei der Träger einer Funktion. Wo ist das System, in dem ich funktionieren kann? Es ist nicht da und nichts hat Sinn.“
Erich Kästner (1899 – 1974), dessen Bücher von den Nationalsozialisten verbrannt wurden, zeichnete mit seinem 1931 erschienenen Großstadtroman Fabian ein satirisches Sittengemälde seiner Epoche. Erst 2013 erschien unter dem Titel Der Gang vor die Hunde die unzensierte Fassung des Romans. Wie er in seinem Nachwort von 1950 schrieb, hatte Kästner nur ein Ziel vor Augen: Er wollte „vor dem Abgrund warnen, dem sich Deutschland und damit Europa näherte“.
Schuld und Sühne
Director: Oliver Frljić
Stage Design: Igor Pauška
Lighting Design: Jörg Schuchardt
Costume Design: Maja Mirković
Music: Daniel Regenberg
Oliver Frljić inszeniert am Staatsschauspiel Stuttgart “Schuld und Sühne” von Dostojewski.
“[…] obwohl wir alle wissen, dass ein Menschenleben nominell den höchsten Wert in der Gesellschaft besitzt, wird es in politischen Kämpfen als Währung benutzt. Dieser Widerspruch interessiert mich.” (Interview mit Christine Wahl)
Kann es die Theorie eines „gerechten“ Mordes geben? Die von Armut geprägten Straßen von St. Petersburg bilden die Welt, in der sich der hochintelligente, aber mittellose Jurastudent Raskolnikow zu behaupten versucht. Im Bewusstsein seiner eigenen Überlegenheit tötet er eine alte Pfandleiherin.
Doch nach der Tat befallen ihn Skrupel. Die Auseinandersetzung mit dem Ermittlungsrichter, der sich an seine Fersen heftet, weitet sich zu einem weltanschaulichen Gefecht aus, und auch die Begegnung mit Sonja, die gezwungen ist, ihre Familie durch Prostitution zu ernähren, bewirkt eine innere Umkehr.
Am Ende erwartet Raskolnikow eine langjährige Haft in einem sibirischen Straflager.
Fjodor Dostojewskis 1866 erschienener Ideenroman stellt die Frage nach der Legitimität von Gewalt und gewinnt im Angesicht der Verbrechen, mit denen wir uns in diesen Tagen konfrontiert sehen, beunruhigende Aktualität. (Schauspiel Stuttgart)
Presse zu Schuld und Sühne:
Die Deutsche Bühne:
Von gewöhnlichen und außergewöhnlichen Menschen
Fjodor M. Dostojewski: Schuld und Sühne am Schauspiel Stuttgart
“So wie das Bühnenbild von Igor Pauška Szenen nur skizziert, sie nie in ein realistisches Ambiente stellt, sondern immer die Künstlichkeit des Bühnenraumes betont, so bleibt auch die Inszenierung von Frljić mehr andeutend-assoziativ als auserzählend.
Seine Figuren agieren in einem Halbdunkel, was deren Plastizität betont. Manchmal überlappen sich Szenen auch: Da wartet Sofja im Hintergrund, während im Vordergrund noch eine andere Handlung läuft.”
“Obschon Maja Mirković Kostüme geschaffen hat, die sich historisch verorten lassen, auch die Kutsche und ähnliches auf das 19. Jahrhundert verweisen, entwickelt die Regie ein antinaturalistisches Konzept. Die Figuren führen mit wenigen Ausnahmen eine extreme Körpersprache vor.
Aber auch sonst entwickelt Frljić starke Bilder: Er lässt im grellen Gegenlicht der Christusstatue den Kopf wegblasen, den Sofja zur Andeutung einer Schwangerschaft sich umbindet; oder da entwickelt sich im Büro von Petrowitsch mit einer Trittleiter eine Slapsticknummer, oder Müller und Strobel sitzen an einem Tisch, zu dem immer weitere Tische kommen, sodass eine große Distanz zwischen den Figuren entsteht (ein Schelm, der dabei an Putin denkt).
Höhepunkt im zweiten Teil ist ein vom Schnürboden herabgelassenes Labyrinth mit Hunderten von Äxten, durch das sich am Schluss das Ensemble schlängelt.”
“Auf dieser Bühne ist immer Bewegung. Erzeugen schon die szenischen Arrangements einen starken emotionalen Sog, steigert sich dieser Eindruck noch mit den Atmosphären, die die Musik von Daniel Regenberg schafft, bei der mal unheimliche Stimmungen entstehen, dann wieder ganz zarte lyrische Töne klingen, mal die Musik auf sich aufmerksam macht, mal fast unhörbar eine Szene grundiert. Regenberg hat eine Musik komponiert, die die Inszenierung ständig begleitet und sie in ihrer Intensität steigert.”
“Und so ganz nebenbei entwickelt sich der Diskurs über gewöhnliche und außergewöhnliche Menschen zu einem sehr aktuellen – ohne es einmal direkt auszusprechen oder anzuspielen: Was da auf der Bühne verhandelt wird, ist von bedrängender Aktualität.”
Nachtkritik:
“Schuld und Sühne – Schauspiel Stuttgart
Wer ist gewöhnlich und muss sich an Gesetze halten – und wer ist ein Genie, das sich selbst über ein Gebot wie “Du sollst nicht töten” hinwegsetzen darf? In seiner Adaption des Dostojewski-Klassikers blickt Oliver Frljić auf die individuellen Motive der Figuren – und auch wenn Aktualität nicht sein Ziel ist, hat er eine Botschaft, die sich als Kommentar auf Russlands Krieg gegen die Ukraine verstehen lässt.”
“Regisseur Frljić arbeitet mit grollendem Hintergrundsound, einer abgedunkelten Bühne, die ihre Lichtspots eng auf die Individuen richtet – und im übertragenen Sinne auf ihre individuellen Motive.
Die Inszenierung hält sich kaum an die Chronologie der Erzählung Dostojewskis, schaut weniger auf den Überbau, die gesellschaftlichen Verhältnisse eines verarmten Kleinadels und Bürgertums.
Die Figuren stehen am sozialen Abgrund, aber im Zentrum stehen ihre inneren Qualen. Frljićs Raskolnikow bekennt am Ende freimütig, dass er nicht aus edlen Motiven gemordet hat, nicht um der Welt etwas zu beweisen, nicht um Mutter und Schwester aus der Not zu helfen, sondern um die Grundlage für ein eigenes besseres Leben zu schaffen.”
“Oliver Frljić legt bloß, dass es kein komplexes Konstrukt braucht, um Verbrechen zu erklären. Gewalt ist in einer Welt ohne allgemeingültige Werte gebräuchliches Mittel zum Zweck – ob man sie nun ideologisch ummantelt oder nicht. Darin ist seine Inszenierung dann doch brandaktuell.”
Don Carlos
Director: David Bösch
Stage Design: David Bösch, Falko Herold
Lighting Design: Jörg Schuchardt
Costume Design: Pascale Martin
Music: Karsten Riedel
Don Carlos am Schauspiel Stuttgart
Spanien im 16. Jahrhundert. Die Inquisition wütet. Despotismus, Unterdrückung, Bespitzelung und Gewalt sind an der Tagesordnung. Philipp II. regiert sein Weltreich mit schonungsloser Härte.
Aus politischem Kalkül, um den Frieden zwischen Frankreich und Spanien zu sichern, hat er Elisabeth von Valois geheiratet, die ehemalige Verlobte seines Sohnes Don Carlos. Dieser liebt seine Stiefmutter, die Königin von Spanien, noch immer – und er weiß, dass dieses Begehren ihn den Kopf kosten kann. Sie drängt den Thronfolger zur Vernunft: „Elisabeth war Ihre erste Liebe. Ihre zweite sei Spanien.“
Carlos’ Jugendfreund, der Marquis von Posa, kämpft an einer anderen Front. In den niederländischen Provinzen, von denen er zurückkehrt, ist ein Aufstand gegen die Willkürherrschaft Philipps im Gange. Für seine Vision von einem besseren Staat auf der Grundlage von Toleranz und Freiheit braucht er Carlos als Verbündeten. Mit ihm gemeinsam will er seine Idee in die Tat umsetzen.
Carlos versucht vergeblich seinen Vater zu überzeugen, ihn statt des Herzogs Alba als Heerführer nach Flandern zu schicken, wo er sich für die Interessen der Niederlande einsetzen will. Sein Wunsch nach politischer Verantwortung erfüllt sich nicht. Er bleibt ein Gefangener und unglücklich Liebender am eigenen Hof. Eine Reihe von Intrigen – Liebes- und Eifersuchtsdramen sowie strategische Machtspiele des Herzogs Alba und des Paters Domingo – bringen auch Posas Pläne zu Fall.
Ihm bleibt nur noch, selbst eine aufwendige Intrige zu inszenieren, an deren Ende seine Idee von Freiheit das Licht der Welt erblicken soll …
Romeo und Julia
Director: Oliver Frljić
Stage Design: Igor Pauška
Lighting Design: Jörg Schuchardt
Costume Design: Sandra Dekanić
Die große Reise
Director: Stefan Wey
Stage Design: Jörg Schuchardt
Lighting Design: Jörg Schuchardt
Ifima
Choreography: Shaked Heller & Louis Stiens
Stage Design: Tom Unthan
Lighting Design: Jörg Schuchardt
Servant of two Masters
Director: Michalis Sionas
Stage Design: Giannis Katranitsas
Lighting Design: Jörg Schuchardt
Music: Alexandros Ioannou
Mask Design: Martha Foka
Don Juan
Director and Stage Design: Achim Freyer
Lighting Design: Felix Dreyer and Jörg Schuchardt
Seven heavenly Sins
Director: Anna-Sophie Mahler and Peaches
Choreography: Louis Stiens
Stage Design: Katrin Connan
Lighting Design: Jörg Schuchardt
Die Rache ist mein
Director: Annalisa Engheben
Stage Design: Andrej Rutar
Lighting Design: Jörg Schuchardt
Imaginary Europe
Director: Oliver Frljić
Stage Design: Oliver Frljić
Lighting Design: Jörg Schuchardt
Der Würgeengel
Director: Viktor Bodó
Stage Design: Lili Izsák
Lighting Design: Jörg Schuchardt
Mehlberg
The Stuttgart Ballet
Choreography: Shaked Heller
Stage Design: Shaked Heller
Lighting Design: Jörg Schuchardt
Gier
Deutsches Nationaltheater Weimar
Director: Christina Emig Könning
Stage Design: Michael Walter
Lighting Design: Jörg Schuchardt
Die Physiker
Director: Cilli Drexel
Stage Design: Judith Oswald
Lighting Design: Jörg Schuchardt
Jörg Schuchardt
is Lighting and Stage designer and specialist for 3d visualization. At the Weißensee Academy of Art Berlin he graduated as master class student of Prof. Peter Schubert in stage design.
Jörg has collaborated in productions in all over Europe and recently guested in Stockholm at the Royal Dramatic Theatre. He realizes stage and lighting designs for major corporate events of global players like the BASF in Germany, Japan and Korea, or the Business Day at the Millennium Hall Frankfurt. Lighting Designs for church buildings widen his repertoire into architecture.
At Staatstheater Stuttgart he is collaborating with directors like Oliver Frljic, Achim Freyer, Victor Bodó and the electro punk performer Peaches.
Jörg is a Vectorworks professional with strong presentation skills, teaching experience and a profound understanding of effective visual communication.
Das Portal
Schauspiel Stuttgart
Regie: Herbert Fritsch
Bühne: Herbert Fritsch
Dramaturgie: Sabrina Zwach
Lichtdesign: Jörg Schuchardt
Kostüm: Bettina Helmi
Musik: Charlie Casanova
Bauhaus inspiriertes Lichtdesign von Jörg Schuchardt für Das Portal
FAZ:
Herbert Fritsch, der deutsche Theatermeister der Komik, braucht für seine Inszenierungen nicht unbedingt Stücke mit Text. Sie funktionieren in Chaplin’scher Stummfilm-Ästhetik durch die totale Überzeichnung der Charaktere, ihre ständige Wiederholung absurder Handlungen, durch präzise in das Bühnenbild hineinkomponierte lebendige Bilder aller Ensemblemitglieder im Raum und die Bereitschaft der Schauspieler, sich für keinen Spaß zu schade zu sein.
Nis-Momme Stockmann, der lange als einer der verheißungsvollsten deutschen Nachwuchsdramatiker galt und in langen Textblöcken von der Verlorenheit seiner Außenseiterfiguren erzählte, hat sich trotzdem gewünscht, dass Fritsch die Uraufführung seines neuen Theaterstücks übernimmt. Denn der Autor hat sich auf ein neues, schwieriges Terrain vorgewagt: „Das Portal“ ist eine Komödie, eine schrille Persiflage auf den Theaterbetrieb selbst, und bei Fritsch kann man sich sicher sein, dass er das Publikum zum Lachen bringt.
Es geht um die Mitarbeiter des finanziell desaströs dastehenden Theaters Helios, in dem es vor Intrigen nur so wimmelt. Chefdramaturg Eisenstern (Sebastian Röhrle) möchte, dass auch das neue Stück „Das Portal“ ein Flop wird, damit er danach das Haus übernehmen kann, für Intendant Elias Geldoff ist die Premiere von „Das Portal“ ein letzter Versuch, sich bei der Kulturpolitik zu beweisen. Das Stück spielt mit allen möglichen Theaterklischees…
Aber es geht nicht nur um Klischees, sondern auch um eine Reflexion über das Theater selbst, über Machtmissbrauch, die Legitimation von Theater in Zeiten knapper Kassen. Stockmanns Text ist lustig, intelligent, selbstreferenziell, schwachsinnig, ernsthaft, kitschig, größenwahnsinnig. Er schert sich nicht um seine Umsetzbarkeit – aber es erstaunt auch nicht, dass die Horde von 3000 Dämonen und der aus 25 Kindern bestehende Chor in Fritschs Version nicht vorkommen.
Als Erster macht sich Sebastian Blomberg den Text zu eigen, den Fritsch zusammen mit der Livemusikerin und Künstlerin Charlie Casanova aus Berlin nach Stuttgart mitgebracht hat. Optisch an einen Stummfilm-Mephisto erinnernd, eröffnet er als Intendant Elias Geldoff in der Mitte der riesigen Bühne den Abend, indem er tänzelnd und überkandidelt einen Monolog über Schwellen von Türen in die Welt des Theaterbetriebs hält.
Auf der Rückwand der Bühne und dem Bühnenboden sind gelbe, blaue und rote Lichtkreise, Rechtecke und Quadrate zu sehen, die an Farbfiguren von Klee und Kandinsky erinnern.
Der Abend wimmelt von Szenen, die man sich immer wieder ansehen könnte, weil Fritsch wie gewohnt aus den Schauspielern maximale Spiellust herauskitzelt und szenisch furchtlos mit den vielen abenteuerlichen Vorgaben des Textes umgeht – wenn im Text etwa Gewitterböen das Theatergebäude auseinanderreißen wollen, rennen die Schauspieler bei Fritsch mit scheppernden Blechrahmen über die Bühne.
Kritikenrundschau
“Stockmanns Stück jongliert, wenn auch nicht klischeefrei, zwischen bitterem Humor und brillanten Einfällen”, schreibt Otto Paul Burkhardt im Schwäbischen Tagblatt (22.1.2024). Hinter allem verberge sich auch eine “weitherzige Ironie, ja, eine Liebeserklärung ans Theater”. Fritsch treibe das Ganze in “eine Farce” und “durchgeknallte Spaßchoreografie”, bei der das Ensemble zu überzeugen wisse. Es gelinge “trotz einiger Abstriche” eine “böse, doch irgendwie liebenswerte Satire, von der Regie mit viel Speed ins Bizarre verschärft”, so der Kritiker.
“Dieses Theater will weder die Welt abbilden noch entschlüsseln. Es ist eine Feier des Spielerischen. Was Fritsch an den Bühnenmitteln spart, lässt er seine Truppe ins Körperliche legen”, schreibt Jakob Hayner in der Welt (22.1.2024). Dabei sei der “ernste Kern” des Klamauks, “dass das Spiel nur frei ist, wo es geschützte Räume hat”, so der Kritiker, der zufrieden ergänzt: “Solange diese Kraft zur Selbstkritik vorhanden ist, kann es einem um das Theater schon etwas weniger bang werden.”
“Stockmanns Text ist lustig, intelligent, selbstreferenziell, schwachsinnig, ernsthaft, kitschig, größenwahnsinnig”, schreibt Grete Götze in der FAZ (23.1.2023). “Der Abend wimmelt von Szenen, die man sich immer wieder ansehen könnte, weil Fritsch wie gewohnt aus den Schauspielern maximale Spiellust herauskitzelt und szenisch furchtlos mit den vielen abenteuerlichen Vorgaben des Textes umgeht.” Und weiter: “Die leiseren, ernsthafteren Töne, in denen es um eine Reflexion über den Betrieb selbst geht, um die Frage, was die Theaterkunst eigentlich leisten soll, finden dagegen weniger Gehör.”
“Ein vergnügliches Chaos”, freut sich Björn Hayer in der taz (23.1.2023). “In dieser Groteske ausschließlich eine Finte auf das Theater zu sehen, griffe zu kurz. Denn Fritschs Setting versteht sich auch als allgemeingültige Reflexion über eine sich in Blasen und Echokammern abschottende Gesellschaft, eine, die den Blick nach außen sinnbildlich durch das Portal verlernt hat. Ihr raunt diese grandiose Premiere zu: Führt eure Diskurse, aber rüstet ab, beweist vor allem ein wenig mehr Mut zur Selbstironie.”